Antidepressiva absetzen und alternative Behandlung
Foto: Mira Hamza
Was sind Antidepressiva?
Antidepressiva, besonders die sog. SSRI (selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer) gehören zu den am meisten verordneten Medikamenten bei Depressionen weltweit. Sie sollen bei depressiven Erkrankungen die Stimmung aufhellen und den Antrieb normalisieren.
Wirkung von Antidepressiva (je nach Präparat):
- Stimmungsverbessernd
- Angstlösend
- Beruhigend
- Antriebssteigernd
- Antriebsdämpfend
Zumeist werden Antidepressiva zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Sechs Prozent der Bevölkerung in Deutschland nehmen regelmäßig Antidepressiva ein, in unseren Nachbarländern sind es teilweise sogar doppelt so viele. Die Tendenz in allen Ländern steigend.
Jedes Jahr werden in Europa Antideperssiva im Wert von 3,7 Milliarden Euro umgesetzt. Also ein interessanter Markt!
Im Durchschnitt wirken Antidepressiva etwas besser als Placebo, das heißt, bei manchen Menschen wirken sie sehr gut, bei anderen gar nicht. Sie verursachen aber manchmal starke Nebenwirkungen.
Nebenwirkungen von Antidepressiva können unter anderem sein:
- Gewichtszunahme
- Übelkeit
- Verstopfung
- Durchfall
- Müdigkeit
- sexuelle Funktionsstörungen
Wegen diesen Nebenwirkungen wollen viele Patienten die Antidepressiva absetzen. Oft wissen die Patienten nicht, dass es mittlerweile gute alternative Behandlungen von Depression gibt, die auch ohne Antidepressiva oder dauerhafte Medikamenteneinnahme zu einer mindestens ebensoguten Besserung der Symptome führen.
Alternative Behandlung von Depression ohne Antidepressiva
Um es vorab zu sagen: Wenn die Antidepressiva eine deutliche Wirkung zeigen und die Nebenwirkungen gering sind, gibt es keinen Grund, die Medikamente abzusetzen.
Bei vielen Patienten ist die Wirkung aber fraglich („Geht es mir so schlecht, obwohl ich die Antidepressiva einnehme oder weil ich sie einnehme?“). Diese Menschen suchen nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen.
In der Klinik Dr. Scheib auf Mallorca und in den Praxen Dr. Scheib in Berlin und München, behandeln wir Depressionen seit Jahren erfolgreich ohne Antidepressiva. Wir nutzen den antidepressiven Effekt von Ketamininfusionen, der wissenschaftlich in zahlreichen Studien belegt ist und in den USA schon lange eine gängige Methode zur Behandlung von Depressionen ist.
Das Spezielle an unserer Behandlung ist, dass wir die Ketamininfusionen immer mit individuell auf den Patienten abgestimmten komplementären Therapien begleiten. Hierdurch erzielen wir schnellere und nachhaltigere Ergebnisse als bei einer Behandlung mit Ketamininfusionen allein.
Psychotherapie
Will man Antidepressiva absetzen, ist Psychotherapie wirksam um die Depression weiterhin zu bekämpfen! Egal, ob psychodynamische Therapie oder Verhaltenstherapie: Psychotherapie ist Lernen. Wie lerne ich, mich anders zu verhalten? Wie kann ich Situationen von anderen Blickwinkeln aus betrachten? Wie lerne ich, meine Gefühle und Reaktionen besser zu verstehen? Alles ist Lernen!
Was geschieht beim Lernen im Gehirn? – Es werden neue Verbindungen zwischen den Neuronen, den Nervenzellen, geschaffen. Je intensiver die neuen Erfahrungen, desto mehr neuronale Verbindungen entstehen.
Bei schwereren Depressionen sind allerdings eine höherfrequente Psychotherapie mit mehreren Therapiestunden pro Woche Voraussetzung.
Prof. Klaus Grawe meinte dazu in seinem Buch „Neuropsychotherapie“ nach mehreren aufwendigen und großen Studien: „Was die Intensität und Massierungen therapeutischer Einflüsse angeht, wird man in der Psychotherapie vielleicht umdenken müssen… die Möglichkeit besteht, dass viele der heutigen therapeutischen Bemühungen, hartnäckiges Problemverhalten zu verändern, deshalb nicht zum Erfolg führen, weil die Einwirkungen zwar im Prinzip richtig, aber nicht intensiv und massiert genug sind.“ Leider besteht in Deutschland in den meisten Regionen eine deutliche Unterversorgung an Psychotherapeuten und Wartezeiten von mehreren Monaten sind oft die Regel.
In unserer Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin auf Mallorca arbeiten wir mit dem Konzept einer individualisierten, intensiven Einzelpsychotherapie – in der Regel zwei Stunden täglich, manchmal sogar noch mehr! Damit konnten wir die Therapiezeiten insgesamt deutlich reduzieren.
Hinzu kommt, dass das Gehirn bei schweren Depressionen nicht aufnahmefähig ist, was Psychotherapie zusätzlich erschwert. Diese Problematik entfällt bei einer Ketamin-gestützten Psychotherapie.
Ketamin-Infusionstherapie
Eine wichtiger Bestandteil unserer Therapie ohne Antidepressiva sind die Ketamininfusionen. Ketamin führt bei den meisten depressiven Patienten bereits nach kurzer Zeit zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik.
Wie wirkt Ketamintherapie?
- Suizidgedanken verschwinden größtenteils bereits nach der ersten Infusion.
- Ketamin hat praktisch keine dauerhaften Nebenwirkungen.
- Die Substanz ist nach wenigen Stunden vollständig abgebaut.
- Der Effekt bleibt aber erhalten.
- Durch die schnelle Verbesserung der Neuroplastizität (es entstehen neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn) werden die Patienten auch wieder lernfähig, was die Ergebnisse der Psychotherapie verbessert. Bei schwer depressiven Patienten wird hierdurch eine Psychotherapie überhaupt erst möglich.
Man macht sich dabei zwei Wirkungen des Ketamin zunutze: einerseits der bewusstseinsverändernde (dissoziative) Effekt während der Infusion und andererseits die anhaltende antidepressive, angstlösende Wirkung.
Während der Ketamininfusion erleben die Patienten häufig eine Wahrnehmungsveränderung. Dabei können Erinnerungen, Emotionen, innere Konflikte, aber auch verborgene Ängste in Erscheinung treten. Sind diese nun bewusst, können sie idealerweise im Rahmen einer Psychotherapie verarbeitet werden. Der antidepressive Effekt tritt meist erst am Folgetag der Infusion auf und imponiert mit einer Stimmungsverbesserung und -stabilisierung.
Ketamin wirkt unterschiedlich lang, oft nur Tage bis Wochen. Deshalb werden in der Regel mehrere Infusionen
(3 bis 6) im Abstand von wenigen Tagen angeboten.
In den USA hat sich die Praxis durchgesetzt, dass Patienten alle vier Wochen eine Infusion zur Auffrischung erhalten. Durch unsere intensive Ketamingestützte Psychotherapie ist dies bei unserer Behandlung von Depressionen oft nicht in dieser Häufigkeit nötig.
Transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
Auch repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine Alternative zu Antidepressiva. RTMS ist nicht zu verwechseln mit der wissenschaftlich nicht hinreichend fundierten Magnetresonanztherapie: bei rTMS werden starke Magnetimpulse auf den Teil des Gehirns gerichtet, die an der Depression beteiligt sind.
- Diese Bereiche werden durch die Magnetimpulse zur Aktivität gezwungen.
- Eine Stimulationseinheit dauert etwa 20 Minuten.
- Nach etwa 15 bis 20 Stimulationen findet man bei den meisten Patienten eine deutliche Besserung der Symptomatik.
- Man kann mehrere Stimulationseinheiten pro Tag durchführen.
- Das Verfahren hat fast keine Nebenwirkungen, bis auf gelegentlich vorübergehende Kopfschmerzen.
- Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist nicht invasiv und kann auch bei Schwangeren und stillenden Müttern angewendet werden. Deswegen ist rTMS einsgute alternative Behandlung bei postpartalen Depressionen
- In den Evidence based Guidelines von 2020 wird das Verfahren mit der Wirksamkeitsklasse „A = sicher“ wirksam bewertet.
Repetitive transkranielle Magnetstimulation ist von der FDA zugelassen zur Behandlung von Depressionen und Zwängen und findet sich in den deutschen S3-Leitlinien zur Depressionsbehandlung. Neben Depressionen kann rTMS auch bei Zwangsstörungen, Suchterkrankungen, Tremor und Alzheimer-Demenz erfolgreich angewendet werden.
Antidepressiva absetzen
Antidepressiva absetzen geht nicht über Nacht, dafür sollte man sich Zeit nehmen. Viele Antidepressiva müssen über mehrere Wochen langsam reduziert werden und können nicht von einem zum anderen Tag abgesetzt werden.
In dieser Zeit kann mit einer Ketamin-Infusionstherapie begonnen werden, die die Symptome der Depression verbessert und die Nebenwirkungen beim Absetzen der Antidepressiva reduziert. Ketamin verträgt sich mit den meisten Antidepressiva; es gibt keine unerwünschten Nebenwirkungen durch die vorübergehende gleichzeitige Behandlung mit Antidepressiva und Ketamininfusionen.
Repetitive traskranielle Magnetstimulation (rTMS) wirkt synergistisch und gleichzeitig kann mit einer intensiven Psychotherapie begonnen werden.
Bei guter Planung und stringenter Durchführung der Therapie kann die Umstellung innerhalb von zwei bis drei Wochen erfolgen, manchmal braucht es aber auch mehr Zeit. Unserer Erfahrung nach kann bei vielen Patienten danach auf eine weitere Medikamentenbehandlung verzichtet werden – auch auf Ketamin. Aber auch das ist individuell unterschiedlich.
Diese Behandlung bieten wir ambulant an unseren Praxen in Berlin und München, sowie an unserer Klinik auf Mallorca an. Eine stationäre Aufnahme ist dazu nicht erforderlich, kann aber in Mallorca erfolgen. Dadurch kann sich der Patient intensiv auf die Therapie konzentrieren und innerhalb von zwei bis drei Wochen ein komplett neues Lebensgefühl erarbeiten.
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